Schülerlabortag „Verhaltensbiologie“

Exkursion zum Goethe Bio-Lab der Universität Frankfurt

Wir, der Biologie-Leistungskurs (LK3, SoJo), sind am 26. Januar an die Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt ins Labor für Schulklassen migriert, um dort das Verhalten einer Spezies zu studieren. Erschwerend zur Entfernung kam der Streik im ÖPNV hinzu. Aber wir waren ja alle schon groß und konnten uns ausreichend motorisieren. Weil aber alle Welt auf Autos umgestiegen war, mussten einige etwas länger nach einem Parkplatz suchen.


Obwohl Goethe der Namensgeber dieser Uni ist, so haben wir doch nicht des Pudels Kern gesucht. Nein, wir haben vielmehr das Verhalten der Zweifleckgrille (Gryllus bimaculatus) AKA Mittelmeer-Feldgrille erforscht. Diese Tierchen sind etwa so groß wie Kakerlaken (Blatta orientalis), aber viel liebenswerter. Einige Schülerinnen haben sich eng mit ihnen angefreundet, auch wenn viele anfangs doch eher gefremdelt haben, wie sie es sonst bei Spinnen tun. Aber die Angst hat sich auch bei denen gelegt, je mehr sie die Grillen kennenlernten. Wir haben sie in Arenen mit Kamera und Mikrofon beobachtet und studiert—ihr Revier- und Balzverhalten. Dabei haben wir erfahren, wie Verhaltensbiologen arbeiten, Daten erfassen und auswerten.


Grillen haben sowas wie eine Ratsche (kennt ihr aus dem Musikunterricht) auf den verhärteten Vorderflügeln. Wenn sie diese Flügel übereinander reiben, dann entstehen Laute. Man nennt das Ganze auch Stridulationsorgan. Die Hörorgane heißen Tympanalorgane, wie unser Trommelfell (Tympanum). Aber diese Trommelfelle sitzen an den Beinen der Grillen. Das ist clever, weil Insekten eh viele Vibrationen über die Beine wahrnehmen. Anders als bei Menschen geben nur die Männchen Laute von sich und die Weibchen schweigen. Typischer ist aber, dass die Männchen ihre Töne zur Balz bzw. gegen Konkurrenten einsetzen.

(Beitrag von Dr. Joachim Son; Fotos Clara Steidele & Uni)

Konkurrierende Männchen der Zweifleckgrille. Quelle: Goethe Bio-Lab (https://t.ly/a6X9T).

Grob gesagt, produzieren Grillenmännchen laute und schrille Töne, wenn sie mit anderen Männchen konkurrieren, aber leise und zarte, um Weibchen anzulocken. Wir haben das doch etwas komplexere Verhalten sowohl gefilmt als auch aufgenommen und dann Bild- und Tonspur analysiert.

Es war sehr schön, auch mal mit lebenden Tieren zu arbeiten anstatt mit Organen, Molekülen oder Modellen.

Dr. Son